06.01.2017

Jahresrückblick 2016 und Ausblick 2017

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Wenn auch nicht ganz zeitgerecht, so ist dieser Versuch eines Jahresrückblickes doch noch innerhalb der Toleranz, würde ich meinen...

Fast zwei Jahre ist die neue Seite schon alt, und es zeigt sich bereits ein Muster: Die erste Jahreshälfte scheint produktiver zu sein als die zweite. Kann aber auch Zufall sein: "Zwei" ist nicht grade eine aussagekräftige Stichprobe.

Dass ich 2016 insgesamt weniger*) mitteilungsbedürftig war als im Jahr zuvor liegt vor allem auch daran, dass wesentlich einfacher zu beschreiben ist, was alles schief läuft, als Lösungen aufzuzeigen.

*) Ein Nachzählen hat ergeben, dass ich 2016 sogar 6 Posts MEHR geschrieben habe als 2015. Allerdings waren die Beiträge in 2015 weit arbeitsintensiver und wortreicher, und die in 2016 eher allgemeines Gequassel...

Und so hat sich auf der Suche nach Antworten etwas herauskristallisiert, was man mit einem schon etwas abgedroschenen Slogan zusammenfassen kann:

Global denken, lokal handeln.


Egal ob Kapitalismuskritik oder Kritik am Patriarchat, ob Ressourcenverknappung oder Umweltzerstörung, ob Gefahr durch Zersiedelung und Auseinanderfallen von Familien und Gemeinschaften... Die Lösung lautet: Rückbesinnung auf lokale Strukturen.

Dieses Sich-Verlassen auf irgendwen da draußen, das Warten auf das eine geniale Konzept, das Gründen der einen Partei oder Bewegung, die endlich Antworten findet, führt nur dazu, dass alles genau im gleichen Trott weitergeht.

"Die Politik" kann diese Probleme nicht lösen, keine Utopie, kein auf dem Reißbrett entworfenes Gesellschaftssystem, das der Bevölkerung übergestülpt wurde, hatte je Erfolg.

Ich persönlich werde mich auch nicht darauf verlassen, dass die Technik uns retten wird. Solche Änderungen müssen von unten kommen - es muss anscheinend wirklich jeder bei sich anfangen, zu dem Schluss bin ich jetzt gekommen.

Es ist vermutlich auch wesentlich effektiver und nachhaltiger, wenn jeder schon mal bei sich klein anfängt im Rahmen der Möglichkeiten, als dass man erst dann in die Gänge kommt, wenn "das Konzept" fertig dasteht. Weil sehr fraglich ist, ob das überhaupt jemals eintritt.

Ich kenne dieses Phänomen nur zu gut: "Erst wenn xyc eintritt, dann kann ich mit abc beginnen." Was dazu führt, dass nie irgendwas umgesetzt wird.

"Solange ich keine Alternative zum Supermarkt gefunden habe, brauche ich mich um die Reduktion meines Plastikmülls gar nicht kümmern, es ist zwecklos!"

"Erst wenn ich mir ein alternatives Lebensmodell entworfen und durchgerechnet habe, nehme ich am Alltag Veränderungen vor..."

Zur Not muss man halt kreativ werden, oder sich auch einmal "nix scheißen", oder sich mit weniger zufrieden geben. Einfach mal anfangen...

Je mehr Individuen und Gruppen dann "einfach mal anfangen", umso eher kann auch eine größere Gemeinschaft nachziehen. Außerdem kann es nicht schaden, wenn krisenresistente "Parallelgesellschaften" entstehen - Vielfalt ist das Immunsystem der Natur!


Die folgenden Herrschaften sind mir da besonders aufgefallen:

Richard Wolff (en.) - Genossenschaftliche Organisation des Arbeitsplatz
Rob Hopkins - Transition Town Bewegung
Daniel Quinn - "Walk away" aus der zerstörerischen Zivilisation
Derrick Jensen - Decolonize your hearts and minds
Niko Paech - Postwachstumsökonomie, Reparaturcafés, Genossenschaften,...


Was sich vor allem bei mir ausgebreitet hat in diesem Jahr 2016 war eine ausgeprägte Abneigung gegen diesen Information-Overload, dem ich mich in den letzten Jahren ausgesetzt hatte. Steigt man erst einmal hinab in dieses Rabbit Hole (Clip), dann muss man echt dahinter sein, dass man nicht drin verlorengeht...

Man könnte ja am Ende noch was verpassen!

Schnell merkt man allerdings auch, dass sich irgendwie alles wiederholt:

Da wird wieder und wieder und wieder bejammert, dass Journalisten auch nicht mehr das sind, was sie mal waren, dass unsere Demokratie den Bach runtergeht, dass sich das Klima wandelt und mehr Arten aussterben, als wir zählen können, während man weiterhin dem Gott des Ewigen Wachstums huldigt, und dass endlich mal etwas geschehen muss, verdammt!

Aber dabei bleibt es dann meistens. Man holt sich Bestätigung in der Blase und fühlt sich einen Moment lang okay, weil man zu "den Guten" gehört. Nur davon wird halt auch nichts besser.

Klimawandel, Artensterben, Kahlschläge und das Zupflastern der letzten grünen Wiese sind Dinge, die mir unerträglich sind. Aber solang' wir uns immer mehr und mehr Zeug andrehen lassen, solange wir meinen, ein angeborenes Anrecht auf den Karibikurlaub, das beheizte Gipfelbad (orf.at) oder das allerneueste Smartphone und ein volles Gemüseregal auch im Winter zu haben, wird sich nichts ändern.

Ich bin da mittlerweile echt ernüchtert: Kein Verbot wird je irgendein Tier oder Stück Land retten. Solange Ausbeutung sich lohnt, wird sich jemand finden, der genug Geld hinlegt oder der richtigen Behörde schmeichelt oder droht. Nur wenn keiner mehr den Scheiß kauft, ist auch für den Anbieter Schluss.

Ich hab' auch mal einem Ex-Polizisten gesagt, dass meiner Meinung nach kein Drogenproblem auf der Anbieterseite gelöst werden kann (mehr Razzien, härtere Strafen): Solange sich Kunden finden, wird es auch die Dealer geben, egal wie groß das Risiko ist. Löse das Kundenproblem, und das Dealen hört automatisch auf.

Das kam nicht so gut an, gelinde gesagt...


Ich stelle auch fest, dass es mir mittlerweile scheißegal ist, was sich in der Türkei oder in Israel abspielt: Mir scheint, da sind die beteiligten War Parties auf dem Kriegspfad - komme was wolle. Leiden wird wie immer die Zivilbevölkerung, die einfach nur vor sich hinleben will, aber wen kümmert das schon, das war noch nie anders.

Wenn ein paar Schädel sich das einbilden, dann sind sie auch nicht davon abzubringen. Worauf ich noch immer keine Antwort habe: Glauben die ihre Bedrohungsszenarien eigentlich wirklich, oder ist das ein Theater für "uns"?


[Update Mai 2023: Zur Demonstration, warum ich zu solchen Themen besser den Mund halte, lasse ich die folgenden Absätze stehen:]

Ähnliches scheint sich in den USA abzuspielen: Auf Teufel komm' raus wird Russland bzw. Putin provoziert. Und provoziert und provoziert. Nur der spielt dummerweise nicht mit. Vielleicht macht er uns grade vor: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin...?

Die Aktion mit der Ausweisung der russischen Diplomaten zum Jahreswechsel war ja noch schnell eine Glanzleistung Obamas vor seiner Ablösung. Putins Reaktion (dt.) darauf war wohl nicht, was man sich jenseits des Atlantik erhofft hatte... Und wie selbstkritisch Politiker sein können, demonstrieren uns gerade eindrucksvoll die US-Demokraten, die die Schuld überall suchen, nur nicht bei sich selbst.

Ich finde es übrigens erstaunlich, dass "Machtmensch" Putin oft in einem Atemzug mit Erdogan oder Trump genannt wird. Während die beiden letzteren offensichtlich narzisstische Züge und eine kurze Zündschnur gemeinsam haben, ist Putin hingegen ein kühl kalkulierender Stratege. Wie man diesen dreien eine ähnliche Persönlichkeitsstruktur nachsagen kann, ist mir schleierhaft.

Glaube ich, dass Putin aus reiner Nächstenliebe handelt? Natürlich nicht. Er handelt strategisch und langfristig - und mit viel Selbstkontrolle, und zwar aus machtpolitischen und geostrategischen Interessen, und um für Russland das beste herauszuholen. Glücklicherweise ist er aber anscheinend nicht der Meinung, dass er zu diesem Zweck den Rest der Welt unter seine Knute bringen muss...


Was wird also 2017 bringen?

Wer weiß das schon... Ich bin heute optimistischer als ich es noch vor einem halben Jahr war - vielleicht ist der 3. Weltkrieg noch ein Weilchen aufgeschoben. Obama wird es wohl in den nächsten zwei Wochen nicht gelingen, die ganze Welt anzuzünden, und Trump scheint noch an dem festzuhalten, was er vor der Wahl gesagt hat: Lieber mit den Russen reden, als eine "shoot first, ask questions later" - Politik.

Ob er das auch noch so sieht, wenn ihn Geheimdienst und Militär erst durch die Mangel gedreht "beraten" haben, wird sich zeigen. Solange Putin keinen nervösen Finger am Abzug hat, fühle ich mich einigermaßen sicher. Mittlerweile wird ja schon erstaunlich öffentlich Klartext (dt.) mit den Amis geredet.

Und ich hoffe (was anderes bleibt einem ja nicht!), "die Europäer" steigen irgendwann von ihrem hohen Ross herunter und sehen ein, dass sie auf dem Kontinent hier nicht den starken Mann markieren müssen...


Was sonst? Keine Ahnung. Bei der Eingabe der Steuererklärung habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass ich einen richtig großen Batzen Geld zurückbekommen werde. Möge das Jahr so weitergehen! :o)

Außerdem habe ich vor einigen Wochen mein Internet von "Cube" auf "Tube" (drei.at) upgegraded und bin absolut hin und weg, WIE schnell das ist, und auch noch wesentlich stabiler... Da muss ich wirklich sagen: Hui!

Abgesehen davon bin ich verblüfft, wie lang das Geld schon (und noch?) reicht. Immerhin bin ich seit drei Monaten "statuslos", also selbstversichert.

Ich zeichne grad' wieder so ein bisserl (Pferdeköpfe vor allem!), schreibe sehr viel (nicht für die Öffentlichkeit bestimmt), kuriere diverse Krankheiten aus, die mich gestreift haben, schlafe unfassbar viel, quäle mich mit einer neuen Trauermückenplage herum und ernte Paprika - und übe mich insgesamt darin, es mir im Zustand des Nicht-Wissens gemütlich einzurichten.


Wohin wird es 2017 mit dem Blog gehen...? Ich weiß es nicht genau. Demnächst wird's Zimmergarten - News geben, und wohl auch ein paar Winterbilder der letzten Wochen. Abgesehen davon: Schau ma 'mol, dann seh' ma schon...

Uns allen wünsche ich ein friedliches, gesundes, fröhliches Jahr 2017!


 
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