01.09.2021

Einmal geht noch: Meine Meinung zum Thema

commentary

« previous

next »

Jeden Tag sind die Medien voll mit neuen Diskussionen zum Thema Impfpflicht und "1G" und ähnlichen unerfreulichen Dingen. Jeden Tag lese ich Kommentare, verkneife mir, einen eigenen zu schreiben und grüble und ärgere mich im Kreis.

Indessen kündigt der Gesundheitsminister an, dass er bald einen Plan haben werde...

Dies ist der Versuch, meine Gedanken zum Thema zu sortieren und damit hoffentlich aus dem Hamsterrad auszusteigen. Letztendlich kann ich ja nur mein eigenes Verhalten beeinflussen und nicht "die Politik", und es ist auch nichts gewonnen, wenn ich mich zermürbe, oder mit irgendwelchgen Leuten sinnlos über Sachen streite.

Ich lese viel, höre einige Podcasts (eher die "Mainstream" - Virologen), ich studiere aber auch Statistiken und verfolge sachliche, wissenschaftlich basierte Diskussionen. Normalerweise würde ich so einen Text mit vielen links versehen, aber ich kann unmöglich die letzten 1 ½ Jahre noch einmal aufarbeiten, also werde ich hier mit Zahlen, Fakten und Behauptungen um mich werfen, die ich direkt nicht belegen werde.

Vieles stammt aus dem ndr-podcast und aus standard.at - Artikeln (wo unermüdlich für die Impfflicht getrommelt wird, was bei der Mehrheit der Leser nicht alllzu gut ankommt) und aus englischsprachigen podcasts wie beispielsweise Rebel Wisdom, und dem Dark Horse Podcast. Von den österreichischen Experten taugt mir Dorothee von Laer am meisten.


#1. Mein Status

Ich bin geimpft und habe nun, 5 Wochen nach der 2. Impfung, einen Antikörpertest machen lassen: Mein Titer ist SEHR HOCH. Ich habe nicht vor, mich ein 3. Mal impfen zu lassen, solange dieser Wert nicht in den Keller fällt oder eine ganz neue Variante um die Ecke kommt, gegen die es dann einen neuen Impfstoff braucht (womit ich in naher Zukunft nicht rechne!).


Ich habe mich zur Hälfte aus Eigenschutz impfen lassen, weil ich vom Alter her grade auf der Schwelle bin, wo die Anzahl der schweren Erkrankungen bzw. Todesfälle anfängt, messbar zu werden.

Und weil ich es mit ArbeitskollegInnen zu tun habe, die sich mehrheitlich wenig bis gar nichts scheren. Meine Einschätzung war: Früher oder später schleppt es wer in die Firma, und wenn die alljährliche Erkältungs- bzw. Grippewelle ein Hinweis ist, dann wird sich die Infektion dort fröhlich verbreiten.

Da schien mir die Impfung die weniger riskante Wette zu sein.

Außerdem habe ich es auch als solidarischen Akt verstanden - das war der 2. Grund FÜR die Impfung. Ich bin aber GEGEN eine allgemeine Impfpflicht, vor allem, wenn sie auch Jüngere einschließt. Die Sache wird komplexer, wenn es um Personal in Gesundheits- und Pflegeberufen geht.


#2. Quo Vadis?

Wo wollen wir eigentlich hin? Von Anfang an war recht demotivierend, dass sich das Ziel ständig bewegt hat: Wir wollen die Steigerungsrate halbieren! Nein, wir wollen den R-Wert runterkriegen! Nein, wir wollen die Alten schützen! Und die Krankenhäuser! Die Inzidenz ist zu hoch! Und dann: Licht am Ende des Tunnels! Für Geimpfte ist die Pandemie vorbei! Wir brauchen eine 3. Impfung!

Momentan allerdings gibt es überhaupt kein Ziel, außer "die Impfquote" in die Höhe zu treiben, koste es was es wolle, und vor allem auch ohne Rücksicht auf medizinische Fakten. Dass Genesene auch immunisiert sind, ist uns wurscht, denn "die Impfquote"!

Dass das, was wir landläufig als "Herdenimmunität" verstehen (= so viele Immunisierte, dass immunologisch Naive praktisch nicht mit dem Virus in Kontakt kommen werden), nicht erreichbar sein wird, war vermutlich von Anfang an klar (dafür sind die verfügbaren Impfstoffe zu "leaky"), aber spätestens seit Delta ist das sowieso hinfällig. Trotzdem wird anscheinend diese Strategie weiter verfolgt...?

"Die Alten" sollten dank der Impfung zum großen Teil geschützt sein, vor allem wenn man die Auffrischungsimpfungen, wo nötig, jetzt nicht auch noch verschläft. Wenn die Impfung einigermaßen hält, was sie verspricht, sollte die Lage in den Intensivstationen wesentlich besser als im letzten Herbst sein, immerhin sind deutlich mehr als 75% aller über 55-jährigen geimpft (siehe Grafik weiter unten). Die nächsten Wochen werden entscheidend sein!

Also was wollen wir eigentlich? Gibt es ein "wenn - dann" - Szenario, an dem man sich orientieren kann? Oder müssen wir wieder Woche um Woche an den Lippen des Gesalbten hängen?


#3. Lücken in der Logik

Dieser Impffetisch, der da jetzt herrscht, wirft einige Fragen auf:

Warum werden die Genesenen nie zu den "Immunisierten" gezählt? Warum setzt man nicht mehr auf Antikörpertests (auch bei Geimpften, um festzustellen, ob die Impfung überhaupt gewirkt hat bzw. ob noch Schutz vorhanden ist?)

(Und ja ich weiß, dass man auch Impfschutz ohne Antikörper haben kann und dass man noch keinen genauen Schwellenwert kennt, aber einen Anhaltspunkt liefert dieser Test ja doch, vor allem, wenn der Titer recht hoch ist.)

Wenn man es mit dem Infektionsschutz wirklich ernst meinen würde, dann müsste man konsequenterweise auch die Geimpften testen, da ja mittlerweile hinreichend bekannt ist, dass sich Geimpfte zwar weniger oft infizieren, dann aber zumindest für kurze Zeit ebenso ansteckend sein dürften wie Ungeimpfte. Dann müsste man wirklich auf "1G" setzen, was in diesem Fall aber für "gestestet" steht. Wenn man es ernst meint!

Wenn es aber hauptsächlich um "Schutz der Alten" bzw. "Schutz vor Überlastung der Krankenhäuser" geht, dann müsste der Fokus ja definitiv auf die Durchimpfung der alten bzw. vorerkrankten Personen gerichtet werden.

Was nützt es denn in dem Zusammenhang, scharenweise junge Leute zu impfen, wenn die ja bekanntlich nicht die Krankenbetten anfüllen? Das erinnert mich an den Witz mit dem Betrunkenen, der seinen verlorenen Schlüssel unter der Straßenlaterne sucht, nicht weil er ihn dort verloren hat, sondern weil er dort besser sehen kann.

Dass Herdenimmunität bei dieser Art von Virus (respiratorisch, mittlere Mutationsrate) und den aktuell verfügbaren Impfungen (keine sterile Immunität) Wunschdenken ist, habe ich vermutlich das erste Mal schon vor einem Jahr gehört, seit "Delta" wird das auch von Experten im Mainstream eingeräumt, und trotzdem erzählt man den Leuten immer noch, dass sie sich "aus Solidarität" impfen sollen.

Und wenn dann gar nichts mehr geht, werden dann noch die "nicht Impfbaren" in die Diskussion hineingezogen, die Immunsupprimierten, die, bei denen die Impfung nicht greift. Aber haben die nicht sowieso ein ständiges Problem mit den anderen zahlreichen Infektionskrankheiten, die durch die Welt geistern? Wie kommt ein Immunsupprimierter durch einen ganz normalen Winter?

Müssten ähnliche Strategien nicht auch hier wirken? Immerhin haben unsere normalen NPI die letzte Grippesaison verhindert. Da bin ich kein Experte, ich weiß es nicht, bei wie vielen und wie sehr das tatsächlich problematisch ist.

Ich habe folgenden Schluss gezogen: Bei den momentan verfügbaren Impfungen geht es vor allem um Selbstschutz, und genau dafür wurden sie auch entwickelt. Das sollte man den Leuten dann auch ehrlich so erzählen.


#4. Daten

Ich finde es ziemlich anstrengend, dass hierzulande anscheinend noch immer eine sehr unübersichtliche Datenlage herrscht. Da müssen Tageszeitungen einzelne Krankenhäuser durchtelefonieren, um zu erfahren, wer denn nun überhaupt dort momentan liegt: Geimpfte oder Ungeimpfte? Alte, Junge, Vorerkrankte, Genesene?

So groß ist dieses Land doch nicht, zur Not sollen die in jedes Krankenhaus einen Praktikanten setzen, der 1x täglich die Leute durchzählt, also wirklich.

Warum wurde nicht schon längst (oder besser noch: laufend) ein repräsentatives Sample auf Antikörper in der Bevölkerung durchgetestet, um herauszufinden, wie hoch die Dunkelziffer bei den Infizierten ist? Niki Popper hat gesagt, bei seinen Modellen rechnet er mit 21% Infizierten (das wären etwa doppelt so viele wie die offiziellen Zahlen). Wir tappen nach all der Zeit immer noch im Dunkeln durch die Pandemie. Ich frage mich also, auf welcher Grundlage Maßnahmen getroffen werden. Oh, halt, ich glaube ich weiß es: Meinungsumfragen!

Auch LongCovid ist für mich so eine Blackbox, die ich überhaupt nicht einschätzen kann: Wieviele sind nun wirklich betroffen? Und wie schwer? Denn anscheinend zählt einerseits eine leichte Geruchssinneinschränkung, die nach zwei Monaten wieder vergangen ist, genauso dazu wie andererseits ein massiver, langanhaltender Verlust an Lebensqualität, weil die Leute komplett am Sand sind.

Angeblich ist dieses Phänomen auch bei Kindern ein Thema, aber in welchem Ausmaß und wie langanhaltend...? Keine Ahnung.

Man wird bei den wiederkehrenden Berichten von Einzelfällen irgendwann ein wenig misstrauisch, ob das nun Massenphänomene oder tatsächlich eher Einzelfälle sind. HER MIT DEN ZAHLEN!


Was wir haben, ist eine Impfstatistik:

Diese Statistik habe ich orf.at entnommen, und zwar am 29. August. Demnach sind in der Gruppe der Ü65 deutlich mehr als 80% doppelt geimpft, bei den 55 - 64jährigen immer noch mehr als 75%, und auch die 45 - 54jährigen liegen mit einer Impfrate von 65% noch deutlich über dem Gesamtschnitt von etwa 58%.


Wie schon oben erwähnt, stört mich sehr, dass die Genesenen hier nirgends aufscheinen, denn nun trudeln endlich auch Studien ein, die bestätigen, was einem schon der Hausverstand eingeflüstert hat: Der Immunstatus von Genesenen ist zumindest genauso gut wie der von Geimpften, und mit hoher Wahrscheinlichkeit breiter aufgestellt (zum Beispielt schützende Antikörper auch in der Nasenschleimhaut).

Ja, es gibt Genesene, die anscheinend wenig geschützt sind, besonders wenn die Erkrankung schon eine Weile zurückliegt, aber genauso gibt es auch Geimpfte, bei denen das Immunsystem nicht so recht in Schwung kommt.

Es liegt in der Verantwortung des Betroffenen, gemeinsam mit dem Arzt zu entscheiden, ob und ab wann nach einer Erkrankung eine "Auffrischung" sinnvoll ist - oder nicht.


#5. Drei Gruppen

1. Ich verstehe Leute über 55 (und besonders Ü65) nicht, die sich nicht impfen lassen wollen. (Jüngere Risikopatienten inkl. stark Übergewichtige sind hier auch mitgemeint!) Vor allem solche, die nicht zu den überzeugten "Corona-Leugnern" gehören, sondern einfach "nur" Angst vor der Impfung haben. Viele machen anscheinend den Fehler, das Risiko der Impfung (das es gibt, wenn auch gering) mit dem einer Nicht-Infektion zu vergleichen, wenn man doch in Wahrheit das Risiko einer Infektion bzw. Erkrankung dem der Impfung entgegenstellen muss.

Und da sprechen die Zahlen deutlich für die Impfung, gerade bei älteren Menschen, die erfahrungsgemäß weniger Impfreaktionen und Nebenwirkungen (wie die berühmten Sinusvenenthrombosen oder Herzmuskelentzündungen) haben.

Außerdem bin ich der Meinung, dass es nun an der Zeit wäre, dass sich diese Generation den Jüngeren gegenüber solidarisch zeigt: Würde ich als rüstige 70jährige es wollen, dass wegen meiner Impfverweigerung eine Schar Kinder durchgeimpft wird, die das für sich nicht brauchen, weil man ihnen erzählt, dass sonst die Oma stirbt? Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Mit meinen 70 Jahren habe ich mit etwaigen negativen Impffolgen viel kürzer zu leben als ein Kind, das noch sein ganzes Leben vor sich hat.

Mir kommt mit dieser Gruppe mittlerweile ein wenig das Mitleid abhanden. Wer sich impfen lassen hätte können und es nicht getan hat: Selber Schuld. Macht dann nicht "die Jungen" verantwortlich oder "die Politik", wenn ihr im Krankenhaus landet.


2. Der Gruppe der 30 - 54jährigen (natürlich kann man die Altersgrenze hier nicht ganz so scharf ziehen!) würde ich ins Gewissen reden wollen: Ja, vermutlich seid ihr, wenn ihr einigermaßen gesund und fit seid, nicht unmittelbar gefährdet für schwere Verläufe, auch wenn es immer wieder Einzelfälle gibt, die es schlimm erwischt (siehe Hr. Haimbuchner). Auch Long Covid ist ein Faktor, aber in welchem Ausmaß: Keine Ahnung (siehe oben).

Aber ihr seid die Gruppe, die sehr vernetzt ist: Ihr seid ArbeitskollegInnen und Eltern, Öffibenutzer und Dienstleister. Ja, vielleicht ist die Risiko - Nutzenrechnung nicht ganz so eindeutig wie bei älteren Menschen, Impfschäden können vorkommen, aber schwere Erkrankungen auch - und es wird nicht besser werden mit Delta und dem nahenden Winter.

Also gebt euch einen Ruck, beißt in den sauren Apfel und lasst euch impfen, es sei denn, ihr seid euch sicher, dass ihr mit dem Virus nicht in Berührung kommen werdet. Auch wenn die Impfung leider anscheinend weniger vor Infektion plus Weitergabe schützt, als uns lieb ist, ist sie doch ein gewisses Bollwerk gegen Clusterbildungen und Superspreaderevents. Zumindest noch.


3. Zum aktuellen Zeitpunkt (wer weiß, was die nächste Mutation bringt) scheinen junge Leute und Kinder (ausgenommen Vorerkrankte) ein sehr geringes Risiko zu haben, schwer an Covid zu erkranken. Das Risiko der Impfung ist auch gering, aber nicht null. Und es stimmt: Über Langzeitschäden wissen wir noch nichts.

Von daher kann ich junge Leute verstehen, die sich nicht impfen lassen wollen und Eltern, die bei ihren Kindern zögerlich sind. Jede/r über 18 soll das selber entscheiden dürfen, und sozialer Druck oder indirekter Zwang sollten keine Entscheidungsgrundlagen sein.

Und insgesamt ist es epidemiologisch womöglich effektiver, wenn ich einzelne mittelalterliche Übergewichtige oder Diabetiker überzeugen kann, sich impfen zu lassen, bevor ich Hunderte gesunde 20jährige zur Impfung zwinge.

Wofür ich wirklich überhaupt kein Verständnis habe, ist die Idee, Kinder im großen Stil durchimpfen zu wollen. Da kommt wieder das Argument "aber wir müssen doch die Großeltern schützen"... ? Haben wir nicht die Großeltern geimpft, um sie zu schützen? Haben wir nicht die Kinder schon aus den Schulen verbannt, um die Großeltern zu schützen?

Eine Gesellschaft ist wirklich kolossal falsch abgebogen, wenn man Kinder möglichen Risiken aussetzt, um die wirklich Alten zu schützen. Das ist nicht zukunftstauglich. Und die Alten hätten übrigens an unbekannten gesundheitlichen Langzeitschäden der Impfung auch noch wesentlich länger zu knabbern als alte Leute...


#5. Conclusio

Ich bin gegen Maßnahmen, die Teile der Bevölkerung von der Teilnahme am normalen (= alltäglichen) sozialen Leben ausschließen, auch wenn ich deren Beweggründe nicht immer nachvollziehen kann. Ich bin auch dagegen, wenn man Gruppen "kennzeichnet", zum Beispiel indem geimpfte Kinder/LehrerInnen keine Masken tragen müssen, und andere schon. Wir brauchen nicht noch mehr Spaltung.

Vor allem bin ich dagegen, dass Kinder ausbaden müssen, was Erwachsenen verbockt haben.

Mir geht "3G" ziemlich gegen den Strich, denn daran, dass ich mich ausweisen muss, wenn ich ins Restaurant, Kino oder sonstwohin will, kann und will ich mich nicht gewöhnen. Das ist keine Normalität, egal wie oft dieser Zustand so genannt wird, und es hat mich schon beeindruckt (und nicht auf eine gute Art!), wie schnell "wir" das hingenommen haben. DAS ist für mich der Weg in den Überwachungsstaat.

Da ist mir lieber, gewisse Dinge finden gar nicht statt, bevor aussortiert wird, wer rein darf und wer nicht. Ich finde das echt schikanös, wenn ich ein Mittagessen nur gegen Vorlage meines Impfstatus und meiner Kontaktdaten bekomme. Da koch' ich lieber selber.

Mich wundert sehr, wie gut das doch angenommen wird. Ich hatte ja gehofft, dass die Leute in Massen drauf pfeifen, und die Wirte daraufhin auf die Barrikaden gehen. Aber anscheinend nicht. Wobei man als gelernter Österreicher natürlich weiß, dass - wo es nur geht - geschummelt und getrickst wird.

Stattdessen wird gegen Masken gewettert, was ich wiederum nur schwer nachvollziehen kann, zumindest kundenseitig. Den ganzen Tag mit einer arbeiten müssen: mühsam, das versteh' ich. Aber was ist so qualvoll daran, in den Öffis eine zu tragen oder wenn man beim Arzt wartet, oder die halbe Stunde zum Einkaufen? Ich verwende immer noch FFP2-Masken, die finde ich angenehmer und passgenauer, und außerdem scheinen sie auch wirklich einen Effekt zu haben.

Entbehrlich (großartiges Wort!) finde ich Massenveranstaltungen, die diesen Sommer stattgefunden haben, von der Fußball-EM über Massen-Maturareisen bis hin zur Formel 1. Da wäre mir lieber gewesen, man hätte den Alltag für Ottonormalverbraucher etwas "normaler" gemacht und auf solche Events verzichtet. Auch von der Öffnung der Nachtgastronomie bin ich nicht überzeugt.

Wieder haben wir dank des "sorglosen Sommers" die Situation, dass sich noch vor Schulbeginn die Lage schon ziemlich verdüstert, und MIT Schulbeginn wird's vermutlich nicht besser. Spannend wird auf jeden Fall, ob sich die Krankenhauskurve jetzt tatsächlich von der Inzidenzkurve loslöst oder nicht. Ich hoffe sehr, dass nicht am Ende die Schulkinder (und ihre Eltern, und die Lehrer) wieder die Dummen sind, frei nach dem Motto: Skilifte auf, Schulen zu!

Besonders bescheuert finde ich, wenn politische Taktiererei immer wichtiger ist als medizinische Fakten oder gesellschaftliche Notwendigkeiten. Von Anfang an hatte man das Gefühl, dass es immer ein Gerangel gibt darum, wer die guten Nachrichten erzählen darf, wer Maßnahmen zurücknehmen und einen "Sommer wie damals" versprechen darf. Egal, wie die Realität dazupasst.

! Es darf keine Automatismen geben (wie die Ampel gewesen wäre), denn jede/r soll an den Lippen des Kanzlers hängen müssen! Maßnahmen werden nicht gesetzt, weil noch die nächste Wahl abzuwarten ist! (Oder der Kanzler grade im Ausland unterwegs ist!)

Ich bemerke an mir eine ständig schwelende Aggression, ich bin (noch) ungeduldiger als sonst, alles nervt irgendwie. Das ist zu einem Großteil dem politischen Umgang mit einer medizinisch-gesellschaftlichen Krise geschuldet. Emotionen trumpfen über Fakten, Taktik geht über Sachverstand, es wird herumgewurschtelt, weil immer auch parteipolitische Interessen mitberücksichtigt werden.

Ich gehe aber davon aus, dass wir - egal wie der Winter wird - die Pandemie spätestens nächstes Frühjahr für beendet erklärt haben werden.

Dorothee von Laer sagte in einer Diskussionsrunde sinngemäß: Reißen wir uns noch zusammen, zumindest bis wir die Risikokinder durchgeimpft haben, und dann kann und wird das Virus eventuell einmal durchrauschen. Ich finde, das ist ein Plan.

________________
[02.09.] PS.: Und ich finde es wirklich erschreckend, dass es tatsächlich Menschen in diesem Land gibt (die findet man zB in den Kommentarspalten der Online-Medien), die fordern, dass Ungeimpfte dann halt einfach kein Krankenhausbett bekommen sollen, weil selbst schuld. Entweder wir haben ein Solidarsystem, oder wir haben schlimmer als amerikanische Verhältnisse.

Dann sind die Raucher, Tourengeher, Raser, Übergewichtigen, Untergewichtigen, Trinker, Fleischesser, Veganer,... die nächsten, die nicht behandelt werden sollen. Komplett absurd!


 
« home
« previous
» archives «
next »