01.01.2021

Ausblick 2021: Eine Prise Pessimismus.

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Das habe ich jetzt davon, dass ich den Jahresrückblick schon so früh geschrieben habe... Da hat uns 2020 noch auf den letzten Metern mit einem Erdbeben beehrt, das sogar hier überdeutlich zu spüren war, vor allem im 6. Stock!

Letztes Mal im März war es ja nur ein kurzes Hin- und Herschwanken des Gebäudes, aber dieses Mal war es ein richtiges Beben und Rütteln, das zuerst anfing wie eine Windböe, aber dann immer stärker wurde, sodass ich anfing zu überlegen, ob jetzt vielleicht "Haus verlassen" die richtige Maßnahme sei.

Auf jeden Fall haben sich mir die Haare im Nacken aufgestellt, das war ein bisschen gruselig.

Meine bisherhigen Erdbebenerfahrungen war ja eher von der "Jö, ich erlebe auch mal ein Erdbeben!" - Sorte, aber das vom 29. Dezember (12:20 Uhr) hinterlässt bei mir definitiv ein "Ja, ich war dabei, aber das muss ich so schnell nicht wieder haben, danke!" - Gefühl.

Dabei war das natürlich nix im Vergleich dazu, was sich in Kroatien schon seit Tagen (und eigentlich übers ganze Jahr schon!) abspielt.

Vielleicht wollte sich das Jahr nur fulminant verabschieden, und das war's jetzt. Wie auch immer: Wir haben es geschafft, 2020 ist vorbei.

Herzlich Willkommen im Jahr 2021!


* * * * * * * *

Zuerst der Ausblick in aller Kürze, anschließend ein wenig Herumgelabere:

#1. Blog: Texte
2021 wird es vorerst keine Beiträge außer den Kalendertexten geben, es sei denn, es gibt etwas Wichtiges anzukündigen oder zu berichten. Es wird vor allem keine Kommentare zu den neuesten News und Skandalen geben, ich habe mich im letzten Jahr ausreichend aufgeregt, und es hat mich zermürbt.

Wenn es mir nebenbei auch noch gelänge, den Medienkonsum entsprechend zu reduzieren, wäre das sehr fein. Aber das ist wahrscheinlich schon zuviel verlangt von einem Neujahrsvorsatz.

(Übrigens: Mit diesen Kalendertexten habe ich endlich ENDLICH! "mein Projekt" gefunden, von dem ich schon seit zwei! Jahren! phantasiere!)

#2. Blog: Fotos
Fotos im album werde ich natürlich weiterhin veröffentlichen (wie zum Beispiel gestern und heute), aber was Wanderungen, Ausflüge oder ähnliches betrifft, will ich mir gar nichts vornehmen, denn wer weiß schon, wie das weitergeht mit der Pandemie und Bewegungseinschränkungen, mit dem Arbeitsaufkommen in der Firma und auch mit dem Wetter.

Diese Aufzählung wirkt sich übrigens auch entscheidend auf meine Bogenschieß-Ambitionen aus, weshalb ich mir auch da nichts vornehme.

#3. Firma
A propos Arbeitsaufkommen: Nach meiner Einschätzung werde ich ab Mitte Feber bis Ende März nur sehr wenig Arbeit haben (hoffentlich), danach geht's dann aber mit voller Wucht los und es würde mich nicht wundern, wenn auf Kurzarbeit eine sommerliche Urlaubssperre folgt (wieder einmal). Man wird sehen.

#4. Bücher
Ich werde natürlich weiterhin fleißig Bücher lesen (und vermutlich auch weiterhin zählen und Diagramme erstellen), aber nicht öffentlich.

#5. Seufz, Corona
Diese Massentests, von denen man nicht genau weiß wer, wie, wann, wie oft, wozu, warum, wieso,...? gehen mir mega auf die Nerven. Da pfeif' ich lieber auf Kino, Restaurant und Shoppen und warte auf die Impfung (sofern nicht in den nächsten Monaten sehr bedenkliche Nebenwirkungen auftreten - ich blicke da vor allem auf Leute, die im Gesundheitsbereich arbeiten).

Ich hoffe, dass sie die bald mal rüberwachsen lassen für diejenigen, die es wollen, anstatt da schon vorher alle narrisch zu machen mit Impfzwangs-Debatten. Ich hab das Bedürfnis, mich von der Gängelei durch diese Regierung freiimpfen zu können...

BK Kurz mit seiner lässigen Einstellung gegenüber dem Verfassungsrecht stimmt mich auch darüber hinaus nachdenklich. Wo kann man sich einen kompetenten Kanzler oder eine kompetente Kanzlerin bestellen? Vielleicht gibt es jemand, der nicht die Monarchie wiederbeleben und Kaiser von Österreich spielen will?


Generell muss ich leider sagen, fühle ich mich etwas pessimistisch, was das nächste Jahr angeht. (Die Wahl des heurigen Postkartenkalenders spricht wohl auch Bände, ähem...)


Für mich persönlich war 2020 zwar manchmal etwas zäh, aber nicht weiter schlimm. Die letzten zwei Monate allerdings waren in der Firma heftig, und zwar hauptsächlich wegen der internen Querelen (die Beschreibungen "Intrigantenstadl" und "Schlangengrube" drängen sich da auf) und der immer gereizter werdenden Führungsetage.

Dass ein Teil der technischen Büromannschaft (Angebotslegung, Arbeitsvorbereitung) gekündigt hat, macht's auch nicht leichter. Wenn das nur annähernd so weitergeht, dann wird das kein angenehmes Arbeiten werden, egal wie die Auslastung sein wird...


Auch das Gefühl, dass man überhaupt nichts planen kann, ist ein wenig mühsam. Wird sich vielleicht ein kurzer Urlaub ausgehen? Wer weiß... Werde ich zum Bogenschießen kommen, oder zum Wandern? Keine Ahnung...

Werden traditionelle "Veranstaltungen" (Katzensitten und div. Treffen in Wien, alljährliche Pyjamaparty mit Schwester und Nichten, Grazer Trek Dinner Feiern,...) stattfinden können?

Natürlich kann man das NIE wissen, aber zumindest arbeitet man im normalen Leben mit gewissen Wahrscheinlichkeiten.



* * * * * * * *

Was mich aber am meisten zermürbt, sind folgende zwei Dinge:

#1. Kommunikation

Unter anderem dank Social Media haben wir uns kollektiv in eine Situation manövriert, die es immer schwieriger macht, über Themen zu diskutieren, weil jede/r in der eigenen Blase dahinlebt und einseitig Information konsumiert. Bis zu einem gewissen Grad war das schon immer so, aber was neu ist, ist das Phänomen der rasenden Radikalisierung, das durch Algorithmen vorangetrieben wird, die nur an mehr Klicks und längeren Verweilzeiten auf der jeweiligen Plattform interessiert sind.

Fakten spielen beim Generieren von Klickzahlen und Werbeeinnahmen halt eine sehr untergeordnete Rolle.

Der Versuch, dieses Problem zu beheben, indem abweichende Meinungen abgewürgt und Leute, die Fragen und eine gewisse Skepsis haben, ins Eck der Verschwörungstheoretiker und Nazis gestellt werden, spaltet uns noch mehr. Da macht es keinen Unterschied, ob es um Covid, die Klimaerwärmung, Flüchtlingsbewegungen, Widerstand gegen große Freihandelsabkommen oder gegen unberechtigte Kriege geht.

Das macht viele Menschen heimatlos: Sie können sich den Konformisten, Ja-Sagern und Kurz-Fanboys nicht guten Gewissens anschließen, zu den Verschwörungstheoretikern und Nazis wollen sie aber auch nicht gezählt werden.

Man sollte einerseits nicht abweichende Meinungen zensurieren, aber man kann andererseits auch nicht jedem Trottel eine Plattform bieten.

Was also tun? Ich habe keine Ahnung. Und ich bin pessimistisch, dass sich das so einfach lösen lässt. Vor allem, weil ja viele (Tech-Firmen, diverse Politiker, Bauernfänger und Influencer) davon profitieren.


#2. Dystopie?

Ich war ja nie besonders optimistisch, dass "wir" (= westliche Zivilisation) eine Kehrtwende weg von Konsumwahn und Umweltzerstörung hin zu einer verträglichen Lebensweise schaffen, aber ich war noch nie so pessimistisch.

Die Coronakrise könnte natürlich ein Moment für diese Umkehr sein, aber was ich sehe ist eher das Gegenteil: Jetzt müssen wir die Wirtschaft wieder ankurbeln, wir müssen wachsen, wir müssen all den schädlichen Geschäftszweigen wieder auf die Beine helfen. Vielleicht sogar neue aus dem Boden stampfen.

Nur ein winziges Beispiel für die vielen Sachen, die mich so unendlich müde machen:

Wanderer könnten mehr Geld ausgeben! Der Artikel fasst eine Studie zusammen (aus dem Jahr 2018), die Erhebungen machte über verschiedene Typen von Wanderern und was sie auf den Berg treibt. Was aber auch festgehalten wird: Wanderer geben recht wenig Geld aus bei ihrer Aktivität, und das könnte man ja ändern, in dem man strategisch Angebote aus dem Boden stampft...

Seufz. Ich musste am Tag des Erdbebens an Peter Schillings Lied "Alarmsignal" denken. Es beginnt mit folgendem Text: Nach vielen Tausend Jahren hat die Erde nun den Menschen satt...


* * * * * * * *

Zum Abschluss noch eine Linksammlung zu allen möglichen Dingen:

Bericht über das Erdbeben am 29.12.2020: erdbebennews.de
Bericht über das Erdbeben am 29.12.2020: zamg.ac.at

Christian Nussers "Kopfnüsse" sind zurück! heute.at

4-teiliger Text zur Covid-19-Impfung auf Armin Thurnherr's Seuchenkolumne:
Teil 1
, Teil 2, Teil 3, Teil 4
(Empfehlenswert besonders Teil 4, da geht's um die österr. "Strategie": Seufz.)

Infantiles und daher gut verständliches Erklärvideo zur mRNA-Impfung: RKI

Reportage über Rudolf Anschober: standard.at
Corona-Jahresabschlussbericht: profil.at

Musikalische Zusammenfassung 2020 von Christoph & Lollo: youtube


 
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