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Heute nur ein paar
Auszüge aus einem Artikel in der Wiener Zeitung:
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zum Artikel Was sagt man, wenn die Unmenschlichkeit
in einer Weise losbricht, die nicht in Worte zu fassen ist?
Was sagt man, wenn junge Frauen inmitten der Leichen ihrer Freundi:nnen
vergewaltigt werden? Und wenn andere junge Frauen in Harvard und Stanford,
in Berlin oder in Wien diese Form der sexualisierten Folter an Frauen,
die sie selbst hätten sein können, feiern, in offenen Briefen, in
Instagram-Posts und auf den Straßen europäischer Städte. Als dekolonialistischen
Befreiungskampf.
[...]
Wer über #metoo tweetet, dem aber nichts so recht einfallen mag,
wenn Jüdinnen massenvergewaltigt werden, weil sie Jüdinnen
sind, wer über Femizide schreibt, aber die Ermordung von Jüdinnen
nicht so recht zu verurteilen vermag, der offenbart seinen Aktivismus
als reine Performance.
[...]
Was man auch sagen muss: Dass, und das zeigt sich auch im gegenwärtigen
Moment, Judenhass und Frauenhass ideologische Brüder sind. Schwulenhass
ist der dritte Bruder. Dass auch das viel zu wenig verstanden wird.
Dass auch hier Frauen besonders leiden unter dem Blutrausch von Männern.
Dass immer wieder, auch hier, Kriege auf den Körpern von Frauen ausgetragen
werden.
[...]
Was soll man zu den zahlreichen Social-Media-Aktivist:innen im deutschsprachigen
und englischsprachigen Raum auf Instagram und TikTok sagen, die der
Meinung waren, dass ein unvergleichliches Massaker mit „This is what
decolonization looks like“ zusammengefasst werden kann.
[...]
Wenn dann Politfluencerinnen in Wien, Politfluencerinnen, die noch
vor ein paar Tagen irgendetwas mit #metoo und von Täter-Opfer-Umkehr
in ihren Insta-Stories hatten, dieselben Politfluencerinnen, die tapfere
Kämpfe gegen fettfeindliche Flugzeugsitze ausfechten und gegen
cultural appropriation durch falsch verwendete Emojis, wenn diese
Politfluencerinnen dann diesen Frauen und allen anderen, die zusehen,
ausrichten, dass sie diese brutale Gewalt völlig zurecht trifft.
[...]
Nichts davon werden wir vergessen. Wir werden eure „This is decolonization“-
Posts nicht vergessen. Es wird nie wieder ein Wir geben mit euch.
Es gibt keinen Weg zurück von hier. Ihr habt selbst, mit Hafermilch-Lattes
in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand, ohne Not, von
euren beheizten Altbauwohnungen aus, mit euren pastellfarbenen Insta-Slides
und euren verblödeten Slogans jeden zivilisatorischen Rahmen
verlassen.
Ihr macht mich fassungslos.
Die Grenzenlosigkeit eurer moralischen Verwahrlosung ist nicht zu
fassen. Die eurer Dummheit auch nicht.
Beatrice Frasl, Wiener Zeitung
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