04.04.2018

Death and Destruction

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Für die Einsprachigen unter meinen Lesern: Tod und Zerstörung. Zu diesem Titel inspiriert hat mich mein erster Spaziergang des Jahres in meine üblichen Jagdgründe, dann aber wurde ich auf eine andere Baustelle aufmerksam, auf die diese Wortwahl noch besser passt.

Mit diesem Beitrag bin ich eine Woche später dran als geplant, weil die Osterwoche um einiges turbulenter war als gedacht - aber besser spät als nie!

Jetzt bin ich wieder zurück in meinen eigenen vier Wänden und denke auch nicht daran, meinen Hintern hier in der nächsten Zeit wegzubewegen.

Ich hab' nachgezählt: Seit Weihnachten war ich sage und schreibe 32 Tage NICHT zuhause! (Sondern meistens in Wien!)


#1. Wald

Ich weiß nicht, wie ich dazu gekommen bin, aber irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, dass es diesen Winter mit den Schlägerungen nicht so schlimm sein würde. Dafür rechnete ich mit Tiefschnee.

Beides war falsch - Schnee gab es kaum mehr auf den Forstwegen, dafür aber zahlreiche Holzhaufen, die ich großräumig umklettern musste. Und die dazugehörigen kahlen Stellen, da wo vor ein paar Wochen noch schattenspendende Bäume standen:

Und man verschone mich mit "aber die Waldfläche in Österreich nimmt doch stetig zu!". Ja, Fichtenmonokulturen nehmen zu, Nutzwälder nehmen zu. Alte Wälder, Wälder mit Vielfalt, die Lebensraum für Tiere sind, verschwinden. Der Meinung bin übrigens nicht nur ich:

standard.at
wwf.at


#2. Garzweiler

Noch nie gehört? Das hatte ich bis gestern, bevor ich Werner Bootes neuen Film "Die grüne Lüge" gesehen habe, auch nicht. Der Film hat mich insgesamt nicht vom Hocker gerissen, die Bilder vom Braunkohle-Tagebau Garzweiler (wiki, dt.) schon.


Und trotzdem, was der Film unterschlagen hat: Diese Mine befindet sich nicht an einem fixen Standort, sondern sie frisst sich durch die Gegend, was bedeutet, dass nicht nur Straßen und Autobahnen immer wieder umgeleitet werden müssen, sondern sogar zahlreiche Ortschaften im Lauf der letzten Jahrzehnte buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner zwangsumgesiedelt wurden.

Und ich dachte, das passiert nur in Ländern wie China!

Zitat Wikipedia:

Mit Urteil vom 17. Dezember 2013 hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entschieden, dass Umsiedlungen und Enteignungen zur Gewinnung von Braunkohle nicht gegen das Grundrecht auf Heimat verstoßen. Die Energieversorgung und damit auch der Abbau von (Braun)Kohle seien wichtig für das Gemeinwohl.

Ich kann nicht glauben, dass sich sowas rechnet ohne massive Zuschüsse von Vater Staat und Abwälzen der externen Kosten an die Allgemeinheit... Und sowas in einem Land, das als Energiewende-Weltmeister gilt und gern als Vorbild hergenommen wird!


Aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und ein Video noch viel mehr, auch wenn keines davon an den postapokalyptische Eindruck herankommt, der sich mir gestern auf der Kinoleinwand geboten hat:

WDR-Doku (44min)
Drohnenflug (5min)

TV-Beitrag über Autobahn-Sperre (1min)
Postapokalyptisches Ungetüm in Aktion (4min)
Drohnenflug + Bilder der verschwundenen Orte (15min)


Wahnsinn. Ich hätte nicht gedacht, dass mich noch irgendetwas überrascht, wenn's um die Zerstörungskraft menschlicher Erfindungen geht, aber wieder einmal wurde ich eines besseren belehrt.

Seufz. Vielleicht zum Aufmuntern eine interessante Diskussion (youtube) mit Niko Paech in Würzburg.


 
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