04.01.2018 |
2018: Baseline und Reality Check |
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Oh, das gestaltet sich schwieriger als gedacht! Im Kopf schreiben sich
manche Beiträge so ganz nebenbei scheinbar wie von selbst, aber kaum
setze ich mich an die Tastatur (und meine neue, ergonomischere Maus),
stockt das Unterfangen.![]() Schnell erklärt ist das am Beispiel der monatlichen Ausgaben: Der erste Schritt ist relativ einfach, nämlich die Fixkosten zu ermitteln (Wohnen, Essen, Mobilität,...). Das ist aber noch nicht meine Baseline. Denn wenn ich meine Lebensgewohnheiten eine zeitlang beobachte und auswerte, stelle ich fest, dass zusätzlich zum absoluten Minimum halt auch manche "Luxusgüter" für mich zum Alltag gehören: Bücher. Zugfahrten. Hin und wieder ein neuer Haarschnitt. Und so weiter. DAS ist meine Baseline, die in diesem Fall recht einfach zu ermitteln ist. Komplizierter wird es bei übergreifenden, weniger messbaren Themen: Ich habe in den letzten Jahren - seit Beginn dieser Webseite eigentlich - sehr viel Information aufgesogen zu allen möglichen Themenkomplexen: Politik, Geopolitik, Umwelt, Konsum, Verbrauch,... Und dann, impulsiv wie ich manchmal bin, habe ich angefangen, gute Vorsätze zu formulieren und bestimmte Dinge anders zu machen oder ganz sein zu lassen. Wie das aber oft so ist bei Hals-über-Kopf - Aktionen: Der Teufel, der im Detail steckt, kommt irgendwann hervorgekrochen und beißt einen in den Hintern. Es wird chaotisch und man verliert den Überblick. Irgendwie alles unbefriedigend letztendlich. Das habe ich unter anderem damit gemeint, als ich zuletzt davon sprach, 2017 sei das Jahr gewesen, in dem nichts so richtig in Schwung kam. Ein gutes Beispiel ist meine Zeichnerei: Ich habe das Jahr mit der Umstellung auf Pastellkreiden sehr motiviert und einigermaßen euphorisch begonnen, letztendlich hatte das Unterfangen aber etwas von einem Flugzeug, das es nie geschafft hat, von der Rollbahn abzuheben. Außerdem wollte ich doch weniger Plastikmüll nach Hause tragen und mich umweltverträglicher (und gesünder) ernähren. Ich wollte weniger Zeug kaufen und weniger Fernsehen und generell weniger Zeit verschwenden. Mit dem Ergebnis, dass ich mit allem unzufrieden bin und mir vorkomme wie eine Heuchlerin. Vor allem im Lauf des vorigen Jahres wurde mir zunehmend klar, dass ich zwei Elementen mehr Aufmerksamkeit schenken muss: Erstens meiner Baseline und zweitens dem Reality Check. Das sind also meine beiden Schlagworte für das Jahr 2018. Zum einen geht es darum, die "Baseline" (wieder) zu finden: Wo stehe ich jetzt gerade wirklich? Ohne "guten" Vorsätzen hinterher zu laufen? Wo lande ich sozusagen ohne viel Aufwand? In Computersprache: Was ist mein default? (Die Werkseinstellung quasi.) Grundlagenforschung also. Siehe Ausgabenbeispiel oben. Das betrifft im Detail bestimmte Themen, wie beispielsweise Ernährung, Freizeitgestaltung, Konsumgewohnheiten, finanzielle Situation,... Aber auch allgemein muss ich mir die Frage stellen: An einem normalen Tag, was sind die Themen, die mir wirklich unter den Nägeln brennen? Wofür will ich meine Energie aufwenden? Weil die Wahrheit ist: Niemand kann auf allen Hochzeiten tanzen. Das klingt recht einfach, gestaltet sich aber in der Realität manchmal schwieriger als gedacht, weil so viele Dinge "störend" einwirken: Der teilweise unbewusste Versuch, irgendwelchen Ansprüchen gerecht zu werden. Ein verzerrtes Selbstbild. Die Bedürfnisse anderer Menschen. Diverse äußere Umstände. Die Tagesverfassung. Sich ändernde Zustände. Ein herumwandernder Fokus (durch Informationsoverload noch verstärkt). Nach der Grundlagenforschung und dem Sichtbarwerden bzw. Festlegen der zentralen Themen (und dem Aussortieren der unwichtigeren!) geht es dann ans Überprüfen der Erwartungen und Gegenchecken mit der Realität. Womit ich im Prinzip das meine, was ich im Hockeystick - Beitrag besprochen hatte: Wo lohnt sich welcher Aufwand? (Nicht in absoluten Zahlen gemessen, sondern an den eigenen Präferenzen und Möglichkeiten.) Und was kann ich dauerhaft aufrecht erhalten? Der Reality Check ist also dazu da, den Anspruch nicht am absoluten Minimum (zum Beispiel bei den monatlichen Ausgaben) oder Maximum (nur mehr bio und regional einkaufen) zu orientieren, sondern am Machbaren. In der Hoffnung, dass am Ende etwas herauskommt, das a) auf Dauer umsetzbar ist und b) trotzdem den eigenen ethischen Ansprüchen genügt und somit nicht ein unterschwellig nagendes Schuldgefühl erzeugt. Aber nicht nur ich leide unter dem Problem, dass Grundlagenforschung und Reality Check zu kurz kommen, das ist auch ein gesellschaftliches Phänomen, was man beispielsweise am CO2-Ausstoß - Ökologischer Fußabdruck - Wirtschaftswachstums - Globalisierungs - Widerspruch gut sehen kann. Das war jetzt vermutlich alles ein wenig verwirrend. Was ich sagen will: Ich glaube, ich muss (und möchte) in 2018 zurück zu den Basics anstatt zu hoch hinaus, was meine Ansprüche betrifft. Lieber ein paar Themen gründlich angehen, realistische Ziele (mag dieses Wort nicht!) setzen und gangbare Wege finden, als 100 Sachen gleichzeitig machen zu wollen ohne genaue Vorgaben - und letztendlich nichts richtig machen. Dafür brauch' ich aber zuerst meine Baseline, und die zu finden wird in manchen Bereichen schwierig genug werden. Schon allein deshalb, weil der innere Sklaventreiber schwer einzubremsen ist und ständig den Blick verstellt und die Baseline verzerrt. |
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